Gute Freunde

Veröffentlicht am 30. August 2024 um 08:49

Gute Freunde. Tief einatmen, durchatmen. Salzwasser auf den Lippen. Die Sonne steht hoch, wärmt meinen Nacken. Sanft umschmeichelt mich das Wasser des Kretischen Meeres. Angenehm warm birgt es mich. Mein Blick schweift ab, hinter den Häusern von Rethymnon erheben sich die weißen Berge. Leichter Dunst zeichnet ein sanftes Bild. Rethymnon, die Altstadt mit ihren venezianischen und osmanischen Bauten, Gassen und Plätzen.

Die Festung von Rethymnon bietet einen traumhaften Panoramablick über die Stadt und über das typisch griechisch tiefblaue Meer. Ein versteckter Schatz, diese Stadt. Quirlig, lebendig. Eine bunte Mischung Einheimischer und Touristen. Alle, vor allem die Bewohner, sind dem Leben zugewandt. Herzliche Begegnungen, keine aufgesetzte Verkäufermienen in kalten Einkaufcentern. Turbulenter Verkehr auf den Straßen. Alle verhalten sich nach dem Motto: Leben und leben lassen.

Nachdem ich nun eine Weile so vor mich hin geplanscht habe, da blitzt ein Gedanke in mir auf: Ja! Es ist diese so herzliche Begegnung, die Gastfreundlichkeit der Griechen, die mich so berührt. Gerade eben, zum Mittagesessen, ein Gänsehautgefühl. Abends angekommen und dann um die Mittageszeit gleich in Richtung der Lieblingstaverne, die ich letztes Jahr oft besucht hatte, gegangen. Da gibt es so leckeres Essen. Ich freue mich schon auf einen überbackenen Schafskäse; der schmeckt, neben den anderen Gerichten hier, einfach umwerfend gut. Das bekommen die typischen griechischen Lokale in Deutschland nicht hin; leider. Nur wenige Schritte von der so ruhig gelegenen und tollen Unterkunft, die 50 Meter vom Strand und 500 Meter von der Taverne entfernt liegt. Kurze Wege in dem Vorort von Rethymnon.

Ja, es ist schon ein Wahnsinn: nach 365 Tagen und tausenden von Gästen komme ich zur Taverne Marem. Ein Kellner kommt mit der Speisekarte auf mich zu. Da sehe ich ca. 30 Meter hinter dem Tresen den Chef, er winkt mir sofort zu, kommt mir entgegen und begrüßt mich herzlich. Dabei nimmt er mich in den Arm. Strahlend zeigt er auf meinen Stammplatz vom letzten Jahr und sagt: „Gute Freunde vergisst man nicht.“ Es sind die Augen, die solch eine Freude ausstrahlen, die ganze Körpersprache ist zugewandt. Das berührt mich zutiefst. Tja, und das Essen: Das schmeckt mal wieder einfach nur gut. Gut, dass ich dieses Jahr disziplinierter war als das Jahr zuvor. Ich habe bei der Rückkehr in Deutschland nur 1 Kilo zugenommen. Stolz!

Rundum: Der Urlaub war dringend nötig, nach Not-OP Anfang April, Wasserschaden im Keller mit Bautrocknern, die sich wie Flugzeugmotoren anhören. Dank der besten Nachbarn – gute Freunde – konnte es für 10 Tage nach Keta gehen. Erholung pur und Auftanken für die nächste Zeit.

Zurück in Deutschland, dem trotz hoher Temperaturen doch oft so kaltem Land. Zurück im verbiesterten Beamtendeutschland. Kurzer Tripp zu einem Hafenfest – ich liebe gute Bratwurst sehr. Nun, gleich nach meiner Rückkehr hatte ich eine Ordnungswidrigkeit begangen: Mir wurde gesagt, ich würde den Gehweg blockieren und massiv Fußgänger behindern. Wenn man das so sehen will, dann ist das so. Das Bild mit dem Beweis: siehe Anhang.

Nun, ein paar Tage später, kann ich darüber nur lächeln. Gute Freund gibt es, die verschönern und bereichern das Leben. Danke an die Nachbarn, die die Bautrockner ausgeleert hatten und an Vaggelis für seine so liebevolle Begrüßung und Bewirtung. Respekt und gegenseitige Wertschätzung, das ist die Basis für gelingendes Leben.

 

 Gute Freunde  -  Vaggelis und Rudi 

 

 Rüdiger Schaller, 16.07.2024 

Autor des Buches: In die Stille

Der versprochene Anhang - Ordnungswidrigkeit (in Deutschland) - und wie es weiterging:

Ich schieb den Verantwortlichen für die örtliche Ordnungsbehörde an, verbunden mit der Frage, ob es Ermessensspielraum gibt oder jeder Verstoß geahndet wird. In meinem Schreiben verwies ich darauf, dass ich die Ordnungswidrigkeit begangen habe und auch die Strafe schon bezahlt habe.

Die sinngemäße Antwort - eiskalt und juristisch wasserdicht - lautete, dass ich eine Ordnungswidrigkeit begangen hätte und das Personal geschult sei. 

Mir ist klar, dass das Personal geschult ist, sonst hätte die Ordnungswidrigkeit ja nicht erkannt werden können. Meine Frage ging in Richtung Ermessensspielraum. Kein Wort zu dieser Frage. Früher, in der Schule, hätte es die "Note 6, setzen, Thema verfehlt" gegeben.

Inzwischen weiß ich: Es gibt Ermessensspielraum. So bleibt für mich die Frage: Gibt es da Anweisungen, alles zu bestrafen? Oder eine andere Frage: Gibt es gar ein Bonussystem, das ab einer gewissen Anzahl von Strafzetteln eine Bonuszahlung generiert? Nun das ist erst mal nur Spekulation auf Basis offener Fragen; vor allem wenn ich sehe, wie oft Motorradparkplätze - gerade vor dem Wochenmarkt - mit PKW´s zugestellt sind - allerdings ohne Konsequenzen. Aber es ist wie es ist. Deutschland, in so vielen Fällen ein armes, kaltes und verhärtetes Beamtenland, so meine Sicht. Doch es gibt auch Lichtblicke und viel Schönes. Noch.

Allerding: Nur ein Blick im Jahr 2024 auf VW: Dicke Dividendengeschenke an die Aktionäre, dasselbe Geld soll dann von den Mitarbeitern "eingespart" werden. Typisch: Die Reichen bedienen sich, die Menschen bleiben auf der Strecke. Kapitalismus braucht keine Demokratie, keine sozialen Sicherungen für die Schwächsten. Kapitalismus braucht nur Ruhe. Und die hat er auch, quer durch die Politik in diesem Lande. Jüngste Beispiele: Steuerkriminelle werden vom Staat geschützt - Cum-Ex in Hamburg. Zu wenig Personal? Nein, eine der besten Steuerbehörden in Deutschland. Trumpismuss, das Gift der Lügen und Falschdarstellungen greift um sich. Nein, nein, keine Lüge, denn die Behörde erfüllt ihren Auftrag wohl perfekt: sie schützt die superreichen Kriminellen. Klar, der kleine Steuerbetrüger, der wird hart bestraft. Noch ein Beispiel: Große Worte vom Justizminister in Nordrhein-Westfalen. Es wird alles aufgeklärt, auch nach der Kündigung der erfolgreichsten Verfolgerin von Steuerhinterziehern. Doch die Taten? Keine neue Anklagen bislang. Alle Anklagen der Verfolgerin waren erfolgreich, bei 15 Fälle floss ein dreistelliger Millionenbetrag der Beute an den Staat zurück. Wichtig: Es sind im Endeffekt unsere Steuergelder, also die der kleinen und normalen Menschen im Lande. Nun aber die Haushaltslöcher kann man doch gut durch die Streichung von Sozialleistungen stopfen. Strafverfolgung, die Milliarden zurückbrächte sowie eine Reichensteuer: Fehlanzeige, das scheuen die hohen Menschen wie der Teufel das Weihwasser. Der Kapitalismus braucht Ruhe, keine Demokratie.

Moral? Ein Finanzminister, bis vor kurzem: Kirchlich heiraten aber keine Kirchensteuer zahlen. Deutschland das Geldwäscheparadies. Clankriminalität - wuchert wie ein Krebsgeschwür. Ohne wirklich bekämpft zu werden. Messerstechende Deutsche und nicht integrierte Emigranten - keine Antwort vom Rechtsstaat. Hanau: Staatsversagen. Und noch so viel mehr schwärt in Deutschland. Politikversagen und Staatsversagen - von Politikern gelenkt, die nur an die Selbstbereicherung denken. Maskendeals als ein Stichwort; ohne Konsequenzen. Geschmiert von Lobbyisten. Nur die Schwächsten, die haben keine Lobby. Es wird kälter in Deutschland, immer kälter. Menschen, denen man vertrauen sollte - Politiker, lügen immer dreister zum eigenen Vorteil ob Gelb, ob Schwarz oder auch aktuell der eine SPD´s ler im Landtag - offen und ehrliche Worte? Fehlanzeige. Wolfszeit (mein erster Blogeintrag).

Und die Angriffe der Gierigen, der Unersättlichen, auf den Sozialstaat nehmen immer mehr zu. Im Januar 2025 forderte der Allianzchef: Abschaffung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag - die Opfer des Anschlags vom Magdeburger Weihnachtsmarkt, die werden es ihm danken. Unsägliche Kälte, Menschenverachtung pur, so mein Fazit. Mir fehlen weitere Wort.

Geld genug wäre da! Die "guten Freunde" aus Politik und Wirtschaft feiern sich weiter, und machen weiter; immer unverfrohrener. Nur ein Beispiel, die unsägliche Bereicherung Einiger auf Kosten der Staatskasse. Zur Erinnerung: In die Staatskasse, da zahlen ehrliche Bürger ein. Deren Geld wird gestohlen und nun müssen sie auch noch weitere Lasten tragen. CumEx geht weiter! Doch was hätte man sich auch anderes gedacht, bei der Dekadenz, dem Zerfall der Werte und Normen nicht nur in unserem Lande:

„Cum-Ex läuft weiter“: Frühere Chef-Ermittlerin im Milliarden-Skandal schlägt Alarm

Um so wichtiger ist es, dass jeder nach seinen Möglichkeiten weiter mit an den Schutzräumen baut, in dem Leben gelingen kann. Unterstützung der Teestube hier in Wiesbaden, ehrenamtliche Mitarbeit bei den Joblingen, in Kirchengemeinden. Nur ein paar Beispiele für Schutzräume.

Rüdiger Schaller, 23.11.2024, Ergänzungen 13.12.2024/08.01.2025

Autor des Buches: In die Stille

 

Cum-Ex-Untersuchungsausschuss: Wie Hamburg im Umgang mit Steuerkriminellen scheitert | ZEIT ONLINE

Cum-Ex-Skandal: Schonzeit für Steuerhinterzieher – bisher keine neuen Anklagen

Impressionen Rethymno

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