Rückblende: Zeitreise in die Vergangenheit.

Veröffentlicht am 1. Mai 2025 um 13:22

Angespannte und konzentrierte Rückfahrt von Bonn nach Frankfurt. Intensive Projektarbeit über Tage, wir schreiben das Jahr 1996. Unterwegs kam das Gespräch mit meinem Kollegen auf das Laufen; wir waren nicht nur auf dem Rückweg von der Arbeit, sondern auch auf dem Weg, um am Chase-Lauf in Frankfurt teilzunehmen.

Rüdiger Schaller Anfang Mai 2019 beim Gutenberg Marathon in Mainz - Foto © LaufReport

Eine kurze Frage von meinem Kollegen; es war ein Mittwoch. Ob ich nicht am Wochenende nach Karlsruhe kommen wolle. Dort würde ein Nachtmarsch stattfinden. Gegenfrage: kann man da auch Laufen? Nach seinem "Ja" war mir klar, da fahre ich hin. Gesagt, getan. Samstags Mittag in Karlsruhe ein erstes kurzes Innehalten: 80 km! Nun was soll´s, sagt der jugendliche Leichtsinn. Ausgerüstet mit einer Stabtaschenlampe - es wird ja auch in der Nacht gelaufen - und einem Baumwoll-T-Shirt. Etwas in der Nachmittagssonne dösen. Dann Startschuss um 17.00 Uhr. Gemütliches Antraben. Nach etlichen Kilometern fängt es an zu dämmern. 20 km! Mir schießt es in den Sinn: So viel bist du noch nie gelaufen. Die Schmerzen nehmen zu, die Dunkelheit bricht herein. KM 40: Wow - fast einen Marathon! Doch: noch einmal einer liegt vor mir. Weiter geht es in die Nacht.

Irgendwann, bei KM 66 die nächste Verpflegungsstation. Auftanken. Doch: Ich kann nicht mehr laufen, alle Muskeln sind verhärtet. Ich gehe bis ins Ziel. Dann sofort ins Auto und auf nach Hause. Meine Frau wartet um 07:00 Uhr auf mich - eine Ausbildung steht an. Und ich muss die Kinder hüten. Früh am Morgen ist die Autobahn noch leer. Entspanntes Fahren bis, ja bis ich zur Autobahnausfahrt komme. Mein linkes Bein kann ich nicht anheben, völlig verhärtet. Daher im 5. Gang nach Hause getuckert und den Motor auf dem Parkplatz abgewürgt. Dann 50 Meter in 15 Minuten zurückgelegt - Punkt 07:00 Uhr angekommen. Meine Frau ist gegangen, meine Kinder freuten sich auf mich. Doch ich war den ganzen Tag in der Badewanne, immer wieder warmes Wasser nachfüllend. Es dauerte Tage, um wieder normal zu gehen.

Das Folgejahr, da trainierte ich auf diese Strecke und kam entspannt ins Ziel. Doch am Start, da infizierte mich ein Virus: Ich nahm ein Murmeln von erfahrenen Läufern wahr - Du muss einmal in Biel gewesen sein. Das nahm ich mit in die Nacht. Und recherchierte im Internet nach Laufplänen. Die 20 km mehr, die waren für mich wie ein dunkles Loch. Bei der Recherche bin ich auf den LaufReport gestoßen. Der Plan für die Zielzeit von 13 Stunden, der passte in mein Pensum sehr gut. Gefinisht in 13:16 Stunden - was für eine Freude. Unvergessliche Erlebnisse bei den Starts die Jahre danach.

Und heute, Ende Mai 2022? Ein Blick auf die Laufleistung: 221km stehen auf der Uhr. Nicht weit entfernt von dem Bestwert von 304 km. Das klingt gut, nicht wahr? Eine Analyse: Die 221km wurden im Zeitraum vom Oktober letzten Jahres bis Ende Mai diesen Jahres in der Summe gelaufen. Seit Mitte Mai endlich wieder regelmäßiges Laufen 3Mal die Woche.
Doch halt. Aus den Erfahrungen des Karlsruher Nachtlaufs, dem kleinen Bruder von Biel, lernen. Der Wille, die Erfahrung und der Wille müssen im gesunden Gleichklang stehen.

Ich sehne mich nach dem Lauf in Biel in 2023.

Beitrag von Rüdiger Schaller 04.06.2022 

 

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